Das iPad im Schuleinsatz; Möglichkeiten und Grenzen für die
didaktische Nutzung im VS-Unterricht
Neue Medien sind für den Einsatz im Grundschulunterricht hilfreich und lernfördernd. Schüler im Alter von sechs bis zehn Jahren weisen keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit iPads auf und zeigen großes Interesse daran.
In der Didaktik kann sich ein Einsatz von Tablets positiv auf Lernmotivation, interaktiven Unterricht und die Förderung unterschiedlicher Lerntypen auswirken. Für den Unterricht und das Lehrpersonal müssen medienpädagogische Konzepte bezüglich des Einsatzes neuer Medien entwickelt werden.
Fragestellung | Wie lässt sich Unterricht mit Hilfe von iPads nachhaltig ergänzen und verbessern? |
Gerätekategorie | iPads |
Institution/Fach | Grundschulen |
Methode | Erfahrungsbericht/vergleichende Analyse |
Aktueller Stand des Medieneinsatzes an Grundschulen
Circa 54 % der Grundschulen in Deutschland verfügen, das berichtet die Autorin, über serverbasierte Netzwerke, im Schulunterricht würden jedoch in den wenigsten Fällen neue Medien eingesetzt. Nur etwa 20 – 30 % aller Lehrer setzten das Internet begleitend ein. Hauptsächlich kämen Textverarbeitungs- und Lernprogramme zum Einsatz. Das Potenzial von neuen Medien hinsichtlich der Möglichkeiten zu kreativem und interaktivem Arbeiten werde demnach nicht genutzt.
Mögliche Apps für den Grundschuleinsatz
Sinnvolle Anwendungen für den Grundschulunterricht können Programme zum Nachschlagen, Sammeln, Erarbeiten, Aufbereiten und Kommunizieren von Wissen sein. Als Beispiele nennt die Autorin: Lernerfolg Grundschule, Karteikarten, Popplet, iThoughtsHD, Memory Pairs, Einführung in die Mathematik und Erstes Schreiben, Erstes Lesen.
Das Projektteam
Vor dem Einsatz von iPad-Geräten in Grundschulen sei die Entwicklung eines didaktischen Konzepts oberste Prämisse. Hierfür müssen neben einer bloßen Übertragung des bestehenden lehrerzentrierten Unterrichts hinaus Inhalte medial aufbereitet und weiter eine technologiegestütze Lernumgebung geschaffen werden. Das Lehrpersonal müsse hinsichtlich seiner neuen Rolle geschult werden.
Ziele
Der Einsatz von iPads in Grundschulen verfolge mehrere Ziele. Hauptziel sei, neben einer effektiven Verbindung von Spielen und Lernen, eine verbesserte Interaktion von Schülern und Lehrern. Weiter solle der Klassen- und Lernraum ausgedehnt, ein besserer Zugang zu Lehrinhalten vermittelt und leistungsstandbezogenes Lernen mit Hilfe von individuell auswählbaren Anwendungen erleichtert werden. Grundschulkindern sollten mit Hilfe von spielerischen Anwendungen Lehrinhalte spannend und nachhaltig vermittelt werden, um somit den Grundbaustein für weiteres interessiertes Lernen zu legen.
„Die Pädagogik bestimmt die Technik – nicht umgekehrt!“
Der Kontakt mit neuen Medien sei für den Großteil von Grundschulkindern im Alter von sechs bis zehn Jahren selbstverständlich. Über technisches Vorwissen verfügten offenbar die wenigsten. Wichtig sei somit, dass Medien für Grundschulkinder intuitiv und experimentell nutzbar seien. Für einen Unterricht in Grundschulklassen seien verstärkt spielerische Lenkungen und Instruktionen zum technisch richtigen und bewussten Umgang mit iPad-Geräten erforderlich. Die einfache Bedienbarkeit von iPad-Geräten werde dieser Anforderung gerecht. Der Touchscreen und die flache Hierarchie ermöglichten eine intuitive Bedienung, welche für Grundschüler leicht zugänglich sei. Hinsichtlich technischer Schulungen des Lehrpersonals sei kein großer Zeitaufwand nötig, da die Geräte und ihre Anwendungen selbsterklärend seien.
Unterrichten in den iPad-Klassen
Für Grundschüler böten nach der Autorin iPads eine optimale Kombination aus Spiel und Lernen. Somit könnten sie als wichtiges Ergänzungswerkzeug zum bestehenden Unterrichtssystem dienen. Im Sinne der Chancengleichheit könnten mit Hilfe von individuell gestalteten Arbeitsschritten differenzierte Lerntypen von der ersten Grundschulklasse an optimal in ihren Fähigkeiten unterstützt oder gefördert werden. Durch die Vielzahl an Apps, Interaktions- und Visualisierungsmöglichkeiten solle der Unterricht interessant gehalten und den Grundschülern vielseitige Lernmöglichkeiten aufgezeigt werden. Mit Hilfe von Apps könnten Schüler in den Unterricht miteingebunden werden. Dies könne zu einer tiefergehenden Verarbeitung und Verwurzelung des Wissensumfanges führen. Weiter werde durch die Interaktivität eigenverantwortliches und kollaboratives Arbeiten gefördert. Arbeitsblätter könnten von Schülern dank der Multitouch-Technologie mit vielzähligen grafischen Darstellungsmöglichkeiten bearbeitet werden. Sämtliche Maßnahmen, die mehrere Sinnesmodalitäten miteinbeziehen und fordern, gälten in der Grundschuldidaktik als äußerst wirkungsvoll für das Konstruieren von Wissen. Da Grundschüler noch stark an das Lehrpersonal gebunden seien und sich an ihm orientieren, sei es wichtig, sämtliche Gruppenarbeiten verstärkt zu begleiten.
Ein langfristiges Ersetzen des bestehenden Schulbuch-Unterrichts durch iPad-Geräte sei nicht vorgesehen. Tablets sollten ergänzend wirken.
Warum „jedem seins“? Warum kein „iPad-Sharing“?
Eine 1:1-Lösung sei laut Autorin primär wegen der fehlenden Benutzerverwaltung bei iPads sinnvoll. Personalisierte Geräte würden somit eine bessere Überprüfung der von Schülern bearbeiteten Aufgaben garantieren.
Möglichkeiten zum Einsatz von iPads aus Sicht des Lehrpersonals
Die bessere Differenzierung des Lehrinhaltes auf den jeweiligen Lernstand der Schüler wird, so die Arbeit, vom Lehrpersonal als primärer Vorteil gesehen. Durch eigenständige Arbeitsphasen an den Geräten könne auf individuelles Lerntempo Einzelner mehr Rücksicht genommen werden. Leistungsschwächere Schüler hätten die Möglichkeit, Lerninhalte beliebig oft zu wiederholen. Somit sei ein besserer Ausgleich verschiedener klasseninterner Leistungsniveaus möglich. Die einfache Bedienbarkeit der iPad-Geräte (Multitouch-Display, Lagesensor) erleichtere Gruppenarbeiten und fördere zugleich die interaktive Komponente im Unterricht. Lehrinhalte könnten multimedial anschaulicher und eindringlicher erklärt und, je nach Leistungsstand des Schülers, vertieft werden. Dies steigere, neben einem besseren Verständnis, die Motivation der Schüler. Weiter trage zu einer Lernmotivationssteigerung der Neuheitseffekt von iPad-Einsätzen bei. Durch laufend neu erscheinende App-Angebote und -Aktualisierungen werde dessen Abnahme stark eingegrenzt. In der Grundschule diene die interaktive und multimediale Aufbereitung einer nachhaltigen Interessensmanifestation für die Lehrinhalte. Der Einsatz von interaktiven Elementen solle die Lernaktivität anregen. Schüler könnten sich aktiv und individuell mit den Inhalten auseinandersetzen und sich diese selber erarbeiten. Dies führe zu einem besseren Verstehen und Verarbeiten von Informationen.
Ausblick: iPads und Schulbücher
Schulbücher, so die Autorin, folgen lehrplankonformen Kriterien und strengen Vorgaben. iPad-Geräte sollten die didaktisch hochwertigen Schulbücher nicht komplett ersetzen, sondern ihren Einsatz um den Faktor der Interaktivität ergänzen. Schulen sähen die Verlage in der Verantwortung, digitale Schulbücher nach den bestehenden Kriterien für Lehrbücher zu entwickeln, um damit lehrplankonformes Arbeiten zu ermöglichen. Damit sei, neben einer Kostenreduktion von Papier, ebenfalls eine körperliche Entlastung der Schüler durch weniger Gewicht im Schulranzen gegeben.
iPads vs. Netbooks
Als wesentlichen technischen Unterschied zwischen iPad-Geräten und Netbooks sieht die Autorin das Betriebssystem. Apples iOS-Betriebssystem stelle sich dem Nutzer als ein geschlossenes System dar und biete wenig Zugriff auf das Dateisystem. Netbooks verfügten meist über zugänglichere Dateisysteme. Die eingeschränkten Anpassungsmöglichkeiten von iOS seien hierbei allerdings kein Nachteil, da sie für Grundschulkinder weniger Ablenkungspotenzial und eine einfachere Bedienung garantierten. Weiter lasse sich durch das selbsterklärende System von iPad-Geräten administrativer Aufwand reduzieren. Netbooks verfügten meist über schwächere Prozessoren als iPad-Geräte. Weiter sei mit Hilfe von iPad-Geräten eine größere Mobilität gegeben, da sie auch ohne feste Unterlage flexibel nutzbar seien. Die wenig höher angesetzten Preise von iPads würden durch zukünftige Wartungs- und Kosteneinsparungen relativiert.
Bock, C. (2011). „Das iPad im Schuleinsatz – Möglichkeiten und Grenzen für die didaktische Nutzung im Grundschulunterricht“. In www.carolinebock.de/ipad/meine-bachelorarbeit2012-06-21Metastudie_Lektorierte Fassung_V5 JG.docx (Hrsg.).