Bildung auf einen Blick 2015: OECD-Indikatoren
Bildung auf einen Blick 2015 – OECD-Indikatoren ist die maßgebliche Quelle für Informationen zum Stand der Bildung weltweit. Diese Publikation bietet Daten zu den Strukturen, der Finanzierung und der Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme der 34 OECD-Länder sowie einer Reihe von Partnerländern.
Bildung zahlt sich aus, sowohl am Arbeitsmarkt als auch in anderen Lebensbereichen …
Im Schnitt sind mehr als 80% der Erwachsenen mit Tertiärbildung erwerbstätig, verglichen mit mehr als 70% der Personen mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II oder eines postsekundären nichttertiären Bildungsgangs sowie weniger als 60% der Erwachsenen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II. Zudem verdienen Erwachsene mit Tertiärabschluss im Schnitt rd. 60% mehr als Erwachsene, deren höchster Bildungsabschluss ein Abschluss des Sekundarbereichs II ist. Im Allgemeinen steigen die Beschäftigungsquoten und der Verdienst mit zunehmendem Bildungs und Kompetenzniveau der Erwachsenen, am Arbeitsmarkt gilt allerdings nach wie vor ein Diplom bzw. ein formeller Abschluss als vorrangiger Indikator für das Kompetenzniveau einer Arbeitskraft.
Diese Vorteile haben zweifellos Anteil daran, dass sich eine wachsende Zahl junger Erwachsener in OECD Ländern für einen tertiären Bildungsgang entscheidet. In den Ländern und subnationalen Gebietskörperschaften der OECD, die sich an der Erhebung über die Kompetenzen Erwachsener (PIAAC) beteiligten, hatten 2012 im Schnitt 22% (in Korea sogar 47%) der 25 bis 34 Jährigen, die nicht mehr an Bildung teilnahmen, einen Tertiärabschluss erworben, obwohl ihre Eltern nicht über Tertiärbildung verfügten. Diese „Erwachsenen mit Tertiärbildung in erster Generation“ erzielen ähnliche Beschäftigungsquoten und studieren ähnliche Fächer wie Erwachsene mit Tertiärbildung, deren Eltern ebenfalls über einen Tertiärabschluss verfügen. Dies deutet darauf hin, dass es kein Nachteil ist, als erstes Mitglied einer Familie einen tertiären Bildungsabschluss zu erwerben.
Aus den Daten geht auch hervor, dass zwar die Studienanfängerquoten in Bachelor Studiengängen wesentlich höher sind als in Master oder Promotionsstudiengängen, dass aber Erwachsene mit Master Abschluss bessere Arbeitsmarktchancen – und höhere Einkommen – haben als jene, die nur über einen Bachelor verfügen. Erwerbstätige Erwachsene mit einem Bachelor oder gleichwertigen Abschluss verdienen rd. 60% mehr als erwerbstätige Erwachsene mit Sekundarbereich II Abschluss, während Personen mit Master Abschluss, Promotion oder einem gleichwertigen Abschluss mehr als doppelt so viel verdienen.
Mit Bildung sind jedoch nicht nur finanzielle Vorteile verbunden. Erwachsene mit höherem Bildungsniveau geben mit größerer Wahrscheinlichkeit an, über einen guten Gesundheitszustand zu verfügen, sich ehrenamtlich zu betätigen, anderen Menschen zu vertrauen und das Gefühl zu haben, über politisches Mitspracherecht zu verfügen. Anders ausgedrückt sind Erwachsene mit höherem Bildungsniveau im Allgemeinen stärker in ihrem Umfeld engagiert.
... es bestehen jedoch nach wie vor Ungleichheiten
Obwohl die Geschlechterdifferenzen beim Bildungsniveau abnehmen oder sich sogar umgekehrt haben, sind Frauen in bestimmten Studienfächern, wie z.B. Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik (MINT) nach wie vor unterrepräsentiert. Junge Frauen sind außerdem mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als junge Männer, wobei jedoch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Beschäftigungsquoten unter jungen Erwachsenen mit Tertiärbildung deutlich weniger ausgeprägt sind als unter Personen mit niedrigerem Bildungsniveau.
Die Daten zeigen auch, dass das Erwerbseinkommen eines Erwachsenen am stärksten von seinem eigenen Bildungsniveau beeinflusst wird. Bei Erwachsenen mit Tertiärbildung ist die Wahrscheinlichkeit, zu den (auf Basis des Monatsverdiensts) höchstbezahlten 25% der Erwachsenen zu zählen, um 23 Prozentpunkte höher als bei Erwachsenen, deren höchster Bildungsabschluss ein Abschluss des Sekundarbereichs II oder des postsekundären nichttertiären Bereichs ist.
Zwischen 2010 und 2012 sind die öffentlichen Bildungsausgaben in vielen OECD Ländern zurückgegangen
Im Bildungssektor machten sich die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise von 2008 mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar. Zwischen 2010 und 2012, als das BIP nach dem Konjunktureinbruch wieder zu steigen begann, gingen die öffentlichen Ausgaben für Bildungseinrichtungen in mehr als einem Drittel der OECD Länder zurück.
Darüber hinaus hatte der Konjunktureinbruch von 2008 direkte Auswirkungen auf die Gehälter von Lehrkräften im Primar und Sekundarbereich. In den Jahren unmittelbar nach der Krise wurden – trotz beginnender Erholung in einigen Ländern – Lehrergehälter eingefroren oder gekürzt, so dass zwischen 2008 und 2013 in realer Rechnung nur noch in ungefähr der Hälfte der OECD Länder ein Anstieg der Gehälter verzeichnet wurde. Diese Entwicklung war der Verringerung des beträchtlichen Verdienstabstands zwischen Lehrkräften und anderen Arbeitskräften mit vergleichbarem Bildungsniveau nicht förderlich. Im OECD Durchschnitt erhalten Lehrkräfte im Elementar und Primarbereich 78% des Verdiensts eines ganzjährig Vollzeitbeschäftigten mit vergleichbarem Bildungsniveau, während das Gehaltsniveau für Lehrkräfte des Sekundarbereichs I bei 80% und für Lehrkräfte des Sekundarbereichs II bei 82% dieses Referenzverdiensts liegt. Diese unattraktiven Gehaltsniveaus machen es umso schwieriger, die besten Kandidaten für den Lehrerberuf zu gewinnen.
Auch Fort und Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte könnten Mittelkürzungen zum Opfer fallen. PISA Daten zeigen, dass trotz steigender Investitionen in Informations und Kommunikationstechnologien (IKT) in Schulen diese Technologien von den Lehrkräften nicht systematisch eingesetzt werden. Tatsächlich gaben an der Internationalen OECD Studie über Lehren und Lernen (TALIS) von 2013 teilnehmende Lehrkräfte an, dass einer der Bereiche, in denen sie den größten Fort und Weiterbildungsbedarf haben, die Entwicklung von IKT Kompetenzen für den Unterricht ist.
Weitere Ergebnisse
- 2012 gaben die OECD Länder im Durchschnitt 5,3% ihres BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar bis zum Tertiärbereich aus; in 11 Ländern mit verfügbaren Daten betrugen die Ausgaben mehr als 6% des BIP.
- Bildung wird überwiegend mit öffentlichen Mitteln finanziert, wobei tertiäre Bildungseinrichtungen den größten Anteil an Mitteln aus privaten Finanzierungsquellen verzeichnen. Von 2000 2012 fiel der durchschnittliche Anteil der öffentlichen Finanzierungsmittel für tertiäre Bildungseinrichtungen von 69% auf 64%.
- Die Teilnahme an frühkindlicher Bildung ist für Kinder mit Migrationshintergrund besonders vorteilhaft.
- In allen Ländern und Volkswirtschaften, die 2012 an der Internationalen Schulleistungsstudie der OECD (PISA) teilgenommen haben, ist der Leistungsabstand zwischen Jungen und Mädchen im Bereich Lesekompetenz beim Lesen digitaler Texte geringer als beim Lesen gedruckter Texte. Beim digitalen Lesen schneiden Mädchen im Durchschnitt um 26 Punkte besser ab als Jungen, während ihr Leistungsvorsprung beim Lesen gedruckter Texte im Schnitt 38 Punkte beträgt, was einem Vorsprung von fast einem Schuljahr entspricht.
- Ungefähr 77% der Erwachsenen mit einem berufsbildenden Abschluss des Sekundarbereichs II oder des postsekundären nichttertiären Bereichs sind erwerbstätig – damit ist die Beschäftigungsquote bei diesem Personenkreis um 7 Prozentpunkte höher als bei Erwachsenen, deren höchste Qualifikation ein allgemeinbildender Abschluss des Sekundarbereichs II ist.
- Jeder fünfte 20 bis 24 Jährige ist weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung.
- Rund 57% der erwerbstätigen Erwachsenen mit guten IKT oder Problemlösekompetenzen nehmen an arbeitgeberfinanzierten formalen und/oder nichtformalen Fort und Weiterbildungsaktivitäten teil, während unter den Erwachsenen, die keine Computerkenntnisse und mangelnde Problemlösekompetenzen haben, lediglich 9% an solchen Programmen teilnehmen.
- Größere Klassen sind mit einer Verringerung der für das Lehren und Lernen verwendeten Zeit und einer Erhöhung der für die Aufrechterhaltung der Unterrichtsdisziplin verwendeten Zeit assoziiert. Eine Erhöhung der Schülerzahl in einer Klasse mit durchschnittlicher Größe um einen Schüler ist mit einer Verringerung der für Lehr und Lernaktivitäten verwendeten Zeit um 0,5 Prozentpunkte verbunden.
- Das Alter der Lehrerschaft in den OECD Ländern steigt zunehmend an: 2013 waren 36% der Lehrkräfte an Sekundarschulen mindestens 50 Jahre alt. Dieser Anteil hat sich zwischen 2005 und 2013 im Durchschnitt der Länder mit verfügbaren Daten um 3 Prozentpunkte erhöht.
(Quelle: OECD)
Die vorliegende Ländernotiz konzentriert sich auf die in der aktuellen Ausgabe von Bildung auf einen Blick: OECD-Indikatoren behandelten sechs großen Themen. Diese Themen sind: von der frühkindlichen Bildung bis zur Sekundarstufe II; Tertiärbildung: Tertiäre Kurzausbildungen, Bachelor-, Master- und Doktoratsprogramme, das Bildungsniveau und Erwerbsbeteiligung, Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt, Bildungsausgaben sowie die Lehrerschaft in Österreich.